Neuanfang 1945 bis heute

Schnell fanden nach dem verheerenden Krieg die Sozialdemokraten in Kempten wieder zusammen. Im Dezember 1945 genehmigte die Besatzungsmacht die Wiedergründung. Die Nachkriegsthemen, die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum, Heizmaterial und Lebensmittel bestimmte die inhaltliche Arbeit und die Jusos gründeten sich 1946 auch mit dem Ziel „die Jugendlichen von der Straße und dem Schwarzmarkt weg zubringen". Die Mitgliederzahl in Stadt und Landkreis wuchs schnell auf über 1800. Die Mitgliederzahl spiegelte sich nicht im Wahlergebnis. So erreichte die SPD 1946 fünf und 1948 sechs von 32 Mandaten. Laura Häfner wurde bei der Wahl am 26.5.1946 die 1. Stadträtin in Kempten nach dem 2. Weltkrieg. Sie gehörte dem Stadtrat während der 1. Wahlperiode bis zum 30.5.1948 an. Laura Häfner war bereits vor dem 1. Weltkrieg in München aktiv und setzte sich sehr für das Frauenwahlrecht ein.

Ein besonderer Erfolg war es dann, dass 1946 Albert Wehr einstimmig zum 2. Bürgermeister gewählt wurde und dieses Amt bis 1972 bei sechsmaliger Wiederwahl innehatte. 1949 war er ein wesentlicher Begründer und viele Jahre Leiter der „Allgäuer Festwoche“. Bis heute eine der wichtigsten regionalen Messen in Deutschland. 1975 wurde der „Altbürgermeister“ der 13. Ehrenbürger der Stadt.

Höhepunkt überregionale Veranstaltungen war 1955 der Landesparteitag der Bayern SPD. Wichtiges Thema war die friedliche Nutzung der Kernenergie, auf die viel Hoffnung gesetzt wurde. "1956 verengte sich mit dem Verbot der KPD der linke Bereich des Parteienspektrums. Neben linksorientierten Wählern konnte die SPD zugleich bis 1972 zunehmend bürgerliche Wähler gewinnen. Der bundesweite Trend unterstützte dabei eine kommunal günstige Stimmungslage. Anders als die CSU entwickelte sich die SPD während der 1950/1960er jahre nicht zu einer straff organisierten Partei, sondern verließ sich lange auf ehrenamtliche Mitarbeiter. Den Kreisverband der SPD mit 332 Mitgliedern (1970), aufgeteilt in vier Ortsvereine, leiteten nacheinander Wendelin Mohrweiser, Ludwig Jaud und Günter Wirth. Zwischen der Parteiorganisation und der Stadtratsfraktion gab es mancherlei Konflikte. Sie gefährdeten aber nie die Arbeit der SPD für die Stadt. Ihr wichtigster Repräsentant im Stadtrat war Albert Wehr. der ihm mehr als 30 Jahre angehörte, 25 Jahre davon, bis 1972, als Zweiter Bürgermeister. Von 1958 bis 1966 hatte er zugleich einen Sitz im Landtag. 1972 wurde Karl Möller zm 2. Bürgermeister gewählt." (Geschichte der Stadt Kempten, S. 464)

Die Zahl der Stadträte wuchs bis 1960 auf 11 Mandate. Bei den Wählerstimmen gab es sogar die Mehrheit. Die besten Wahlergebnisse bisher ergaben sich 1962 für Albert Wehr mit 42,4% bei der Landtagswahl und Gerhard Reischl 1969 mit 39,2 % bei der Bundestagswahl. Landtagsabgeordnete waren Wilhelm Zimmerer (1950-51), Ernst Gumerum (1954-58). (Wurde 1958 aus der SPD nach einer Verurteilung wegen Betrugs ausgeschlossen,Spiegel 18/1960) Albert Wehr (1958-66), Ludwig Jaud (1966-70 und 1971-74) und Günter Wirth (1970-1994) Lothar Köster (1982-1986). Bundestagsabgeordnete über die bayerische Landesliste waren Gerhard Reischl (17.7.1918-18.4.1998) von 1961-1972, dabei von 1969-71 parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium, 1971-73 Mitglied im Europäischen Parlament, 1973-1981 Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof. Dieter Lattmann (15.2.1926 - 17.4.2018) von 1972-1980. Er ist der wesentliche Initiator der Künstlersozialversicherung und Verfechter von Abrüstung, für Frieden und demokratische Freiheiten.

Mit der Gebietsreform 1972 und den Eingemeindungen von St. Mang und St. Lorenz hat Kempten 44 Stadtratssitze, davon gewann die SPD 1972 17. Es gab in der Fraktion drei Meinungsgruppen. Fünf Jungsozialisten gewannen 1972 Stadtratsmandate und die starke St.Manger-SPD waren zu recht auch darauf bedacht, dass sie als Neubürger bei der Stadtentwicklung nicht unter gebuttert wurden. Die Folge war eine Neuorganisation der SPD in Kempten in einen Kreisverband und vier Ortsvereine. Unterschiedliche persönliche Interessen entgegen den Absprachen in der Stadtratsfraktion führten 1978 zum Austritt von drei der 14 gewählten Stadträte und dem Verlust des Postens des 2. Bürgermeisters.

Höhepunkte in Wahlkämpfen waren 1976 der Auftritt von Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt auf dem überfüllten Hildegardplatz und 1980 das ebenso übervolle eigens angemietete Festzelt bei der Allgäu-Halle mit Bundeskanzler Helmut Schmidt.

Die innerparteilichen Auseinandersetzungen auf Bundesebene (u. a. ,Nato-Doppelbeschluss) spiegelten sich auch in Kempten wieder. Bildungs-, Jugend-, Sozial- und Wohnungspolitik, Erhalt von Arbeitsplätzen, kulturelle Vielfalt waren unstrittige kommunale Ziele. Die Errichtung von Jugendzentren, die bedarfsdeckende Versorgung mit Kindergartenplätzen konnte u.a. durchgesetzt werden. Besondere Umstände ermöglichten erstmals 1990 in einer Stichwahl die Übernahme des Postens des Oberbürgermeisters durch Dr. Wolfgang Rossmann. Die Umgestaltung des Rathausplatzes und die Errichtung der Zentralen Umsteigestelle für den Busverkehr sind neben der Schaffung vieler Kindergartenplätze sein besonderer Verdienst. 1996 musste die SPD dieses Amt wieder abgeben.

Über Kommunalpolitische Aktivitäten versucht der Kreisverband mit der Stadtratsfraktion wieder mehr Gewicht in der Stadtpolitik zu erlangen. Mit den Beauftragten für Integration (Siegfried Oberdörfer, Ilknur Altan in der Nachfolge 2018), Jugend und Familie (Gina Liebhaber) und Senioren, Menschen mit Behinderung und Heime (Lothar Köster) besetzt die SPD-Stadtratsfraktion wesentliche sozialpolitische Felder für das Klima in der Stadt. Das "Seniorenpolitische Gesamtkonzept der Stadt Kempten" und der "Kommunale Aktionsplan zur UN-Behindertenrechtskonvention" basieren auf Anträge der SPD-Stadtratsfraktion. 2014 gelang es bei der Kommunalwahl mit Martin Berhard als OB-Kandidat ein achtbares Ergebnis zu erzielen und den Trend der Mandatsverluste zu stoppen und zu drehen. 2015 rückte mit Ilknur Altan erstmals eine Frau mit Migrationshintergrund in den Stadtrat in die SPD-Stadtratsfraktion nach, die mit ihr nun mehrheitlich von Frauen gebildet wird. Ein Novum in der Zusammensetzung von Fraktionen im Kemptener Stadtrat. 2020 erlitt die SPD bei den Kommunalwahlen in Folge der schlechten Stimmungslage für die Partei eine deutliche Niederlage und ist seitdem nur noch mit 4 Mitgliedern im Stadtrat vertreten, drei Frauen (Katharina Schrader, Ilknur Altan, Ingrid Vornberger) und Wofgang Hennig.

Albert Wehr (eigentlich Adalbert)(* 16.02.1895 in Kempten, † 30.05.1987 in Kempten)

Albert Wehr ist geschichtlich betrachtet das bekannteste Mitglied der Kemptener Sozialdemokratie. Geboren 1895 in Kempten (Geburtshaus mit Hinweistafel Johannisweg) begann er 1910 eine Feinmechanikerlehre bei der Fa. OTT. Nach der Musterung im März 1915 kam er zur Kgl. Luftschiffer-Ersatzabteilung der Bayerischen Armee. Nach dem Einsatz vor Verdun als Luftbeobachter im Fesselballon wurde er 1918 nach München versetzt um beim Bau neuer Präzisionsgeräte für die Artillerie mitwzuwirken. Aus der Rekrutenausbildungszeit gibt es eine schöne, die Zeit und die Standesregeln typisierende Anekdote: "Zwischendurch streifte der uniformierte Tanzschüler Albert eine Königliche Hoheit im Englischen Garten am Ärmel und lebte tagelang in Ängsten vor den Folgen."
1918 trat Wehr in die SPD und den Metallarbeiterverband ein und war von 1922-1931 Vorsitzender der Kemptner SPD und des Stimmkreises Kempten/Sonthofen. Er engagierte sich weiter, so wurde er 1923 auch Mitglied in der Führung der örtlichen Arbeiterwohlfahrt und bei den Naturfreunden. 1926 gründete er, seit einem Jahr Feinmechanikermeister, eine Segelfluggruppe in Kempten.
1927 machte er sich selbstständig in der Bäckerstr. 4 und betrieb diese Spezialgeschäft mit Reparaturwerkstatt bis 1958.
1929 wurde Albert Wehr erstmals und als jüngstes Mitglied in den Stadtrat gewählt bis er 1933 von den Nazis verhaftet wurde. 1932/33 war er Reichsbannerführer in der Stadt. Mehrmals wurde er seitens der Nazis in Schutzhaft genommen, ins KZ Dachau verbracht oder stand unter Polizei- und Meldeaufsicht. 1939 heiratete er seine Frau Maria, geb. Ferschl. Von 1939 bis 1945 war er im Kriegsdienst als Flugbetreuer auf dem Fliegerhorst Memmingerberg.

1945 wurde er von der amerikanischen Militärregierung als Bürgermeister von Immenstadt eingesetzt. 1946 wurde er einstimmig zum hauptamtlichen 2.Bürgermeister in Kempten gewählt. Bei der Kommunalwahl 1948 wurde diese Position in ein ehrenamtliches Amt umgewandelt, dass er als Experte für Handel, Handwerk und Verkehr bei fünfmaliger Wiederwahl bis 1972 inne hatte. Daneben gehörte er einer Vielzahl von Ausschüssen an. Zudem war ebenfalls bis 1972 stellv. Vorstand der Sparkasse Kempten und des AÜW. Von 1954 - 1958 war Wehr Miglied des Schwäbischen Bezirkstages. 1958 wurde er zum Mitglied des bayrischen Landtags gewählt, dem er bis 1966 angehörte.

Der Wiederaufbau von Kempten nach 1945 ist untrennbar mit dem Namen Albert Wehrs verbunden. Zu seinen herausragenden Leistungen gehörten die Gründungen des Stadtverkehrs und vor allem die Allgäuer Festwoche. Daneben setzte er sich für die Errichtung des Wetteramtes auf dem Bühl, der Landwirtschaftsschule Kempten, der Restaurierung der Residenz (1955), dem Bau des AWO-Altenheims an der Lenzfrieder Straße (1956), der Jugendherberge (1959) und Rekonstruktion der Burghalde und Bau der Freilichtbühne ein.
1965 stiftete er den "Wehr-Brunnen" am Zumsteinhaus.
1958 erhielt er die Goldene Bürgermedaille der Stadt, 1963 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 1966 den Bayerischen Verdienstorden, 1968 die Kommunale Verdienstmedaille in Silber, 1972 wurde ihm der Titel "Altbürgermeister" verliehen, 1975 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Kempten.

"Prinz Albert von Kottern", so sein Ballonfahrername, pflegte das Hobby der Fliegerei, besonders das Ballonfahren, und war mehr als freundschaftlich mit Alfred Eckert in diesem Hobby verbunden. Beide hatten weit über Schwaben hinaus einen Namen und nutzten das Hobby für soziale Aktivitäten. Einmal holten sie die Weihnachtspost von Christkindl in Österreich.

Zu Ehren und seinem Angedenken stifteten die Kemptener Sozialdemokraten 1997 den Ehrenpreis Albert Wehr. Geehrt werden sollen damit Genossinnen oder Genossen, die aus Überzeugung zeitlebens für die Sozialdemokratie eingetreten sind.

Quellen: Stadtarchiv Kempten, Allgäuer Zeitung

Aus der Beilage der AZ zur Festwoche 2019 Albert Wehr Festwoche (PDF, 282 kB)

Nicht in Kempten wirkte Dr. Rudolf Zorn. Er blieb seiner Geburtsstadt verbunden. Durch die "Dr. Rudolf-Zorn-Stiftung" wirkt er anhaltend für Entwicklungen des kulturellen und sozialen Lebens in der Stadt. Ersichtlich alljährlich besonders beim Förderpreis der Stiftung bei der Kunstausstellung der Allgäuer Festwoche. Mehr unter https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Zorn und der Artikel der "Allgäuer Zeitung" vom 18.01.2021 von Ralf Lienert Der (fast) vergessene Minister (PDF, 1,47 MB)

Dr.rer.nat. Maria Musik, geb. Zeisler (* 10. September 1906 in Niemes/Sudetenland, † 3. Juli 1972 in Kempten)

Dr. Maria Musik war Sozialdemokratin und Stadträtin mit Leib und Seele. Rein humanitäre Gründe führten die in Nordböhmen beheimatete Naturwissensdraftlerin und Juristin in den dreißiger Jahren in die SPD. Der Mensch als Zentrum aller politischen Aufgaben, war der Angelpunkt ihres Engagements.
Sie legte zudem die höhere Bibliotheksprüfung ab und wurde deutsche Sprecherin am Prager Rundfunk. Nach 1939 wurde sie Leiterin der deutschen Sendungen in Bratislava (Pressburg). Hier begegnete sie ihrem Mann Rudolf Musik.
Die Wirren des Kriegsendes in der Slowakei und die Not der Vertreibung mußte Maria Musik mit ihren drei kleinen Kindern allein durchstehen. Erst 1947 fand die Familie in Kempten wieder zusammen. Im Mai 1948 wurde die wortgewandte kluge Frau erstmals in den Kemptener Stadtrat gewählt. Sie erwarb sich schnell ein großes Vertrauen der gesamten Bevölkerung und so wurde sie in jeder folgenden Legislaturperiode mit hohen persönlichen Stimmenanteilen wiedergewählt bis sie selbst 1972 von der politischen Bühne abtrat. Sie stand mit hoher Kompetenz ihre Frau in einer vor Ort damals eher männerdominierten Partei.
Zahllose Bürger Kemptens, nicht nur Heimatvertriebene oder Sozialdemokraten, haben ihr zu danken. Den Menschen in Not und Bedrängnis beizustehen war ihr oberstes Ziel. Sie wirkte im Wohnungsausschuß und Sozialhilfeausschuß. Dem einstigen "Armenhaus" an der Burgstraße galt ihre besondere Fürsorge. Mit Zähigkeit und Elan, Humor, weiblichen Charme und menschlicher Wärme setzte sie sich für eine gynäkologische Abteilung am Stadtkrankenhaus im Krankenhausausschuß ein. Auch in anderen Gremien, dem Bauaussdruß, dem Kultur- und Schulausschuß und dem Ausschuß für öffentliche Ordnung kannte man Maria Musik als sachkundiges Mitglied. Drei Oberbürgermeister mußten sich ihren konkreten, oft bohrenden Fragen stellen. Sie war stellv. Fraktionsvorsitzende der SPD, die mit Zivilcourage, eigener Meinung, einem scharfen Verstand und einer großen Hilfsbereitschaft im Stadtrat ihren "Mann" stand. Außerdem war sie Aufsichtsratsmitglied bei der Sozialbau. Neben ihrem starken Engagement für die Allgemeinheit kamen noch Opfern im familiären Bereich hinzu: der Tod des jüngsten Sohnes und die eigene schwere Erkrankung. Die ihr zugedachte "Goldene Residenzmedaille" konnte sie nicht mehr in Empfang nehmen.

Quellen: Stadtarchiv, Allgäuer Zeitung

Ludwig Jaud (* 21. Oktober 1919 in München; † 2. April 1998 in Kempten)

Nachdem der Volksschule begann Jaud die Lehre zum Maschinenbauer mit Besuch der Berufsschule, die er mit der Gesellenprüfung beendete. 1939 wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, 1940 zur Wehrmacht. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs legte er mehrere Verwaltungsprüfungen ab, daraufhin arbeitete er als leitender Angestellter im Landratsamt des Landkreises Kempten.
1952 Wahl in den Gemeinderat St.Mang und den Kreistag des Kreises Kempten. 1956 wurde er zum zweiten, 1960 zum ersten Bürgermeister der Gemeinde Sankt Mang gewählt. Dieses Amt hatte er bis zur Eingemeindung (1972) in die kreisfreie Stadt Kempten inne. In der Gemeinde St.Mang hat er wesentlich an der Entwicklung des gedachten neuen autofreien Zentrums der Gemeinde im Oberösch mitgewirkt. Mit modernen Wohnungen in Hochhäusern, sowie einer ausgezeichnet gegliederten Schule und einem neuen Ortskern, machte Ludwig Jaud seinerzeit von sich reden. Nirgendwo in der Umgebung gab es ein so modern, auch von den Baumaterialien her, gestaltete Vision einer Ortsmitte. Er führte die Ortsteile zusammen und gab Entwicklungsleitlinien vor. Wilfried Rager, Vorstand der BSG-Allgäu, formulierte: "Ich habe noch heute Respekt vor Ludwig Jaud. Ohne ihn wäre die Gemeinde nie zu dem geworden was sie heute ist. Jaud habe den Mut aufgebracht unkonventionelle Wege zu beschreiten. Er war von kolossaler Ausstrahlung, aber oft auch sehr spontan." Er galt als überzeugter Europäer. Die Namensgebung der Robert-Schuman-Schule und die Partnerschaft zu Quiberon zeugen davon. Nach der Eingemeindung wurde ihm eine Position als zweiter Bürgermeister in der Stadt Kempten nicht gegönnt. Politische Intrigen, bis in die eigene Partei, hoben einen Fraktionsmitglied, dass gar nicht auf dem Stimmzettel stand, ins Amt. So zog er sich zunächst aus der Kommunalpolitik und später gänzlich aus der Politik zurück. Von 1966 bis 1970 und von Ende 1971 bis 1974 gehörte er dem Bayerischen Landtag an. Hier wirkte er im Ausschuss für Eingaben und Beschwerden bzw. in seiner 2. Landtagsperiode im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft und Ausschuss für Fragen des öffentlichen Dienstes.
Ab 1966 war er Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion des Landkreises Kempten bis zu dessen Auflösung 1972. Ebenso Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Allgäu, und Aufsichtsratsvorsitzender der BSG-Allgäu.

Quelle: Wikipedia, Stadtarchiv und Allgäuer Zeitung. Das Foto stammt vom Wahlprospekt zur Landtagswahl 1966. Weitere Angaben und Fotos bitte an den SPD-Kreisverband

Günter Wirth (* 7. Dezember 1940 in Kempten (Allgäu))

Wirth besuchte die Schule in Kempten und machte das Abitur an der Oberrealschule. Er studierte Rechtswissenschaft in München. Er war 1968/69 wissenschaftlicher Mitarbeiter der SPD Bundestagfraktion in Bonn mit dem Aufgabengebiet Strafrechts- und Strafvollzugsreform und ab 1970 Rechtsanwalt in Kempten.

Günter Wirth trat 1964 in die SPD ein, wurde 1965 Vorsitzender der Jusos und saß von 1966 bis 1969 im Kemptener Stadtrat. 1967 wurde er Vorsitzender der Jusos im SPD Unterbezirk Allgäu und von 1972 -1992 war er Vorsitzender des SPD-Unterbezirk Allgäu (heute Allgäu-Bodensee). Seit 1992 ist er Vorsitzender des SPD-Schiedsgerichts des SPD-Unterbezirk Allgäu-Bodensee.

Vom 22.11.1970-13.10.1994 war Günter Wirth Mitglied des Bayerischen Landtag

Hier war er Mitglied im Ausschuss für Verfassungs-, Rechts- und Kommunalfragen (Vorsitzender des Ausschuss ab 06.06.1978); Untersuchungsausschuss zur Prüfung der Vorgänge und Hintergründe im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die Amtsführung des Herrn Staatsminister Dr. Heubl (ab 26.10.1976 stv.Vorsitzender); ab 30.10.1978 Ältestenrat: stv. Mitglied;
Untersuchungsausschuss zur Prüfung von Vorwürfen gegen bayerische Behörden sowie zur Prüfung personeller Konsequenzen bei der Bayerischen Landesbank im Zusammenhang mit Steuerstrafverfahren bzw. strafrechtlichen Ermittlungen gegen Schleicher, Mega-Petrol: ab 23.01.1986 stv. Mitglied; Zwischenausschuss: ab 24.07.1986 stv. Mitglied; Untersuchungsausschuss betreffend Beziehungsgeflecht in Bayern zwischen Politikern und Steuerschuldnern „Steuerfälle“: 24.11.1993 bis 14.07.1994 stv. Mitglied; Untersuchungsausschuss zur Überprüfung des Verdachts, dass das Kabinettsmitglied Dr. Peter Gauweiler Beziehungen gegen monatlich 10.000 DM plus Mehrwertsteuer verpachtet hat.: 24.02.1994 bis 14.07.1994 stv. Mitglied

Sonstige Funktionen:
12.12.1972-1978 Rundfunkrat beim Bayerischen Rundfunk, Stellv. Vorsitzender des Geschäftsordnungs- und Richtlinienausschusses des BR, Koordinierung des Rundfunkpolitisches Gesprächskreises der SPD im Auftrag des Fraktionsvorsitzenden Volkmar Gabert. ab 10.12.1986 Gefängnisbeirat JVA Kempten: stv. Mitglied, 11.WP 1986-1990 ab 19.10.1990 Gefängnisbeirat JVA Kempten: stv. Mitglied, 12.WP 1990-1994 ab 13.06.1991 Richterwahlkommission: Mitglied, 12.WP 1990-1994 Von 1994-2002 auf Vorschlag der SPD-Fraktion Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes.

Viele Auszeichnungen von Stadt, Kreis, Land und Bund.

Daten aus der Parlamentsdatenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte und von Günter Wirth

Ludwig Frick (geb. 23.07.1947 in Kempten)

Als Vertreter der Sozialistische Jugend Die Falken kam Frick 1963 zum SPD Ortsverein Kempten und trat 1964 in die SPD ein. Seit dieser Zeit gehörte er ohne Unterbrechungen bis heute dem Ortsvereins-, ab 1972 dem SPD-Kreisverbandsvorstand an. Er hatte bis auf die Kassierer Funktion alle für Männer möglichen Vorstandspositionen inne. Von 1989 bis 2011 war er Vorsitzender des SPD-Kreisverbands. 1972 wurde er als damals jüngster Stadtrat in den Kemptner Stadtrat gewählt. 1978 wählte ihn die Fraktion zu ihrem stellvertretenden Vorsitzenden. 1990 wurde er nach einem erfolgreichen OB Wahlkampf für Dr. Rossmann zum Vorsitzenden der Fraktion gewählt und hat diese Funktion von 1990 (mit einer kurzen Unterbrechung 1996) bis April 2014 inne. Von 1972 bis 2014 war er in fast allen Ausschüssen des Stadtrates vertreten. Seine Schwerpunkte sind jedoch der Haupt- und Finanzausschuss, der Personalausschuss und der Jugendhilfeausschuss. Über viele Jahre hinweg war er Jugendbeauftragter des Stadtrates und legte in dieser Funktion die Grundlagen für den heutigen Jugendhilfeplan des Stadtrates. Hinzu kommt seine Mitarbeit in den Aufsichtsratsgremien der von der Stadt betriebenen oder beherrschten Gesellschaften. Er war Mitglied im Aufsichtsrat Sozialbau, vom Krankenhaus, und vor allem seit 1990 beim AÜW. Dem Aufsichtsrat der KKU gehört er seit seiner Gründung an. Kurzzeitig war er auch im Aufsichtsrat der KVB und der Theater GmbH. Ludwig Frick hat in seiner 42-jährigen Mitgliedschaft im Stadtrat entscheidend die Geschicke der Stadt in dieser Zeit mitgeprägt. Besondere und 1995 mit der Verdienstnadel für das Ehrenamt des bayrischen Ministerpräsidenten gewürdigte Verdienste, leistete er in der Jugendarbeit. Bis zum heutigen Tage ist er aktiv im Landesvorstand der Bayer. Falken und in dessen Bezirksvorstand Südbayern. Von 1968 bis 1999 gehörte er dem Vorstand des Stadtjugendrings Kempten an. Über 25 Jahre als Vorsitzender und legte die Grundlage für dessen heutige Arbeit und finanzielle Ausstattung. In den achtziger Jahren war er sechs Jahre 2. Vorsitzender des Bezirksjugendrings Schwaben. Seit 1966 ist er im Vorstand des gemeinnützigen Vereins zur Förderung der Jugendarbeit in Schwaben aktiv, vor allem als Heimreferent für die Jugendbildungsstätte in Sonthofen. Gewerkschaftlich engagierte Frick sich bei der Deutschen Postgewerkschaft und war bis zu seinem Ausscheiden aus dem Beruf im Jahre 2000 fast 30 Jahre Betriebsrat bei der Deutschen Telekom in Kempten. Seit über 15 Jahren ist er Vorsitzender der Naturfreunde Kempten. Im Jahre 2011 gab er seine Funktion als Kreisvorsitzender der Kemptener SPD, das er seit 1988 innehatte, an Katharina Schrader ab. Er blieb aber weiterhin als Vertreter seines Ortsvereines Mitglied des Kreisvorstandes. 2012 erhielt er vom Bundespräsidenten für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz am Bande. Im selben Jahr ehrte ihn die Stadt Kempten mit dem Ehrenring der Stadt Kempten, die zweithöchste Auszeichnung die die Stadt Kempten zu vergeben hat. 2013 erhielt er für seine Verdienste um die Kommunalpolitik die "Willy Brandt Medaille" der deutschen Sozialdemokratie. 2014 kandidierte letztmalig auf Platz 44, dem letzten Platz, auf der Stadtratsliste der Kemptener SPD. Er rückte um 29 Plätze vor. Es reichte nicht mehr zum Einzug in den Stadtrat. Er schied daher zum 30.04.2014 nach 42 Jahren aus dem Kemptener Stadtrat aus. Zum Abschied erhielt er von der Stadt noch die Ratshausmedaille in Gold. 2015 gehört Ludwig Frick 50 Jahre der SPD an und ist weiterhin in Funktionen wie als Beisitzer, Revisor, Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft 60plus im Unterbezirk tätig.

Quelle: eigene Angaben

Wolfgang Rossmann (* 08.10.1938 Schweidnitz (Schlesien)) kam nach dem Krieg zunächst nach Regensburg. Abitur 1958 in München. Jurastudium, danach Tätigkeit im Bundesarbeitsministerium in Bonn. 1968 wurde er Staatsanwalt in Memmingen und wechselte in dieser Funktion 1971 an das Landgericht Kempten. Mitglied in der SPD seit 1967 überredete ihn Günter Wirth 1978 als OB-Kandidat in Kempten anzutreten. Die OB-Wahl ging verloren, der Einzug in den Stadtrat gelang dagegen gut. 1980 wurde Wolfgang Rossmann Vorsitzender der SPD-Fraktion. Die Kommunalwahl 1984 brachte wiederum nicht den erhofften Erfolg bei der OB-Wahl. Das gelang aber 1990 zur Überraschung vieler. Wolfgang Rossmann wurde der 1. sozialdemokratische Oberbürgermeister in Kemptens Geschichte. Von 1990 - 1996 ist die Geschichte der Kemptener SPD immer mit dem Namen Wolfgang Rossmann verbunden. Die sozialpolitischen Forderungen aus dem Wahlkampf wurden umgesetzt, zahlreiche neue Kindergärten entstanden. Erstmals in Mittelstädten wurden Stadtteiljugendtreffs in Thingers, St. Mang und auf dem Bühl errichtet, die der Stadtjugendring betreibt. Diese Errungenschaften sind im gesellschaftlichen Leben der Stadt fest verankert. So auch der Umbau des Rathausplatzes und die Errichtung der ZUM (Zentrale Umsteigestelle für den Busverkehr) mit der Errichtung des Netzes für den ÖPNV als Grundlage für neue Überlegungen zur innerstädtischen Mobilität. Weiter angestoßen wurde der Neubau der Justizvollzugsanstalt, der Kauf des Areals der "Prinz-Franz-Kaserne" und der Umbau des alten Bahnhofsgeländes zum Forum mit der bigBox. So entstanden in der Stiftstadt Möglichkeiten für neue Wohnbebauung und wurde Kemptens Attraktivität im Einzelhandel gestärkt und ein großer Veranstaltungsbau für die Region geschaffen. Die Fertigstellungen dieser Projekte erlebte Wolfgang Rossmann, da die Wiederwahl 1996 knapp scheiterte noch als Stadtrat. Diesem gehörte er bis 2002 an. Sein Berufsleben beendete er 2003 als Vorsitzender Richer am Landgericht Kempten.