Stolz auf die Vergangenheit, verantwortlich in die Zukunft / Jubilarehrung 2013

Neben dem Festredner, Landtagsvizepräsident Franz Mageth, begrüßte die Kreis-vorsitzende Katharina Schrader bei der traditionellen Jubilarehrung der Kemptener SPD im Haus International zwei neue Mitglieder. Das Duo Mariposa umrahmte beeindruckend die Feier musikalisch.
Franz Mageth hob anlässlich des bevorstehenden 150. Geburtstags der Parteigründung im Mai 1863 die Besonderheiten der SPD hervor. Sie sei die einzige Partei dieses Alters in Deutschland. Alle anderen Parteien sind Neugründungen nach dem 2. Weltkrieg. Grund dafür waren wesentlich, dass die Partei der gesellschaftlichen Entwicklung immer voraus war. Sie suchte über alle Zeiten Zukunftsperspektiven mit der Maßgabe, dass es für alle Menschen insgesamt besser wird. Dafür hatte sie ihre Grundwerte. Zeitgeschichtlich betrachtet gebe es so die gesamte Sozialversicherung oder das Frauenwahlrecht nicht. Aktuelle Beispiele sind das Vorhaben des Atomausstiegs, die Ganztagsschule oder der kostenfreie Zugang zu einem Studium.

Mageth betonte, das eine Partei nur so alt wird, wenn sie sich wenige Fehler und Irrtümer erlaubt, da sie sonst das Grundvertrauen der Bürger verliert. Sie muss nicht immer Recht haben. Diskussionen um den zukünftigen Weg und unterschiedliche Meinungen gehören zu einer lebendigen Partei. Die wesentlichen Grundwerte der SPD bis heute sind Demokratie. Die gab es bis Ende des 1. Weltkrieges nicht. Das allgemeine Wahlrecht musste erkämpft werden. Vor fast genau 80 Jahren waren es nur die Abgeordneten der SPD, die gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis mit dem allgemeinen Parteienverbot stimmten. Otto Wels berühmter Ausspruch am 29.4.1933 war: “Freiheit und Leben könnt ihr uns nehmen, die Ehre nicht.“ Da zeigt sich mit dem Streben nach Freiheit der nächste Grundwert. Diese ist nur im Frieden zu entwickeln und heute zeigt sich wie wichtig die Ostpolitik Willy Brandts war, der vor 40 Jahren als „Verräter“ beschimpft wurde. Um solche Visionen entwickeln zu können bedarf es der Bildung mit gerechten Bildungschancen für alle. So wurde u.a. das Bafög geschaffen. Diese, die Sozial-versicherung, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die Schaffung der Betriebsräte, Kündigungsschutzgesetze, Mutterschutz sind Bausteine für die „Soziale Gerechtigkeit“. Heute anscheinend alles selbstverständlich, nur vieles musste über Jahrzehnte erkämpft und muss heute verteidigt werden. Letzter Punkt der Wertevorstellungen ist die Idee einer solidarischen Gesellschaft, in der Gemeinsinn, kein Egoismus, keine Ausgrenzung und kein Rassismus irgendwelcher Art Platz haben.

Verwundert zeigte sich Mageth, dass er im Landtag immer wieder viele Anträge findet, die ihm bekannt vorkommen, da sie vorher von der Opposition eingebracht wurden und zunächst abgelehnt. Dann bringt sie die Regierungspartei nach einer gewissen Zeit selber ein. Das zeigt, dass die Opposition gute Anträge entwickelt. Die Regierung wird für die Kopierarbeit im Archiv des Landtags belohnt. Es wäre an der Zeit, dass die Regierungspartei es lernt eigene Ideen in der Opposition zu entwerfen. Abschreiben wird auch sonst bestraft.
Diese 150 jährige Erfolgsbilanz kann der SPD nicht genommen werden, dafür haben sich Menschen engagiert und setzen sich weiter ein. Für ein Engagement über 50, 40 und 25 Jahre wurden neun Mitglieder geehrt. Für dieses Wirken dankte er besonders. Interessant war, dass zeigte sich später, dass mit Christine Stach ein Mitglied geehrt wurde, deren Vorbild für das eigene Wirken ihre Großmutter war. Diese war eine ehemalige Reichstagsabgeordnete. Hier spiegelte sich die SPD-Geschichte in einer langen Familientradition.

Auf dem Foto v. l. : Christine Stach (50 Jahre Mitglied), Kreisvorsitzende und Kandidatin für den Bundestag Katharina Schrader, Landtagskandidatin Ilona Deckwerth, Manfred Albert Reinhardt (50 Jahre Mitglied), Vizepräsident des Bayerischen Landtags Franz Mageth, Stadträtin Ingrid Vornberger (40 Jahre Mitglied), Bezirkstagskandidatin Regina Liebhaber, Stadtrat Siegfried Oberdörfer

Allgäuer Zeitung vom 4.5.2013 Mitgliederehrung 2013 (PDF, 280 kB)