Besondere Zufälle bildeten den Rahmen der diesjährigen Jubilarehrung der SPD Ortsvereine und des SPD Kreisverbands Kempten. So erinnerte in der Begrüßung Katharina Schrader als Vorsitzende an die an diesem Tag (29.4.) vor 85 Jahren stattgefundene Abstimmung im Bayerischen Landtag zu den Ermächtigungsgesetzen, die nur von den 16 Abgeordneten der SPD abgelehnt wurden. Besonders galt ihr Blick Michael Pötschke, der blutüberströmt mit zerrissener Kleidung direkt aus dem KZ Dachau kommend erschien und während der Abstimmung notärztlich im Nebenraum behandelt werden musste. „Gerade in der heutigen Zeit, in der Diskriminierung und Rassismus drohen Alltag zu werden, müssen und werden wir uns als Partei und Einzelpersonen diesem entgegenstellen und unsere Freiheit und Demokratie verteidigen“, so Schrader. Geschichtlich war diese frohe Feierstunde weiter geprägt. Stadtarchivar Dr. Franz Rasso Böck war eingeladen einen Streifzug durch Vereinigungsgeschichte von Stiftstadt und Reichsstadt Kempten vorzutragen.
Mit vielen Details belegte er, dass sich die Kemptener aus ganz unterschiedlichen Gründen lange zierten eine Stadt zu werden und sich den Anordnungen der Obrigkeit des Landes Bayern widersetzten und ihre eigenen Vorbehalte pflegten. Selbst die Beseitigung des die geteilte Stadt dokumentierenden Klostertores und die viel später gebaute Freitreppe vermochten zunächst die Einheit nicht herzustellen. Genaugenommen, so Dr. Böck, sind erst durch die Integration der über 10 000 Flüchtlinge langsam auch die Grenzlinien in Kempten in den Köpfen gefallen. Hier hat die SPD viel geleistet. Diese Grenzen waren nicht nur die unterschiedlichen konfessionellen Zugehörigkeiten. Mit dem Stichwort Integration ergab sich dann ein aktueller Bezug. Katharina Schrader dankte Stadtrat Siegfried Oberdörfer für die langjährige Tätigkeit als Integrationsbeauftragter und für seine vierjährige Tätigkeit als Vorsitzender der Stadtratsfraktion. Ilknur Altan wurde in der letzten Stadtratssitzung als Integrationsbeauftragte des Stadtrats gewählt.
Diesen Weg der SPD haben die Jubilare lange mitgeprägt. Wie betont wurde auch mit Zweifeln aber auch bei den nächsten Aufgaben der Integration, der Zuwanderung der Gastarbeiter, der Aussiedler und nun der aktuellen Flüchtlingsströme. Zeuge davon ist insbesondere Cemal Coskun, der als Dolmetscher und Berater für seine Landsleute wirkte und 25 Jahre Mitglied ist oder Gertrud Bucher.
Sie wirkte als Lehrerin und engagierte Frau im Stadtteil seit mehr als 40 Jahre. Frank Hagemann versuchte als Juso-Vorsitzender vor fast 25 Jahren mehrfach junge Menschen für die Politik zu interessieren.
Die Landtagsabgeordnete Ilona Deckwerth bedankte sich für die Treue zur SPD und erinnerte an die lange Geschichte der SPD in Kempten.