Dr.rer.nat. Maria Musik, geb. Zeisler (* 10. September 1906 in Niemes/Sudetenland, † 3. Juli 1972 in Kempten)
Dr. Maria Musik war Sozialdemokratin und Stadträtin mit Leib und Seele. Rein humanitäre Gründe führten die in Nordböhmen beheimatete Naturwissensdraftlerin und Juristin in den dreißiger Jahren in die SPD. Der Mensch als Zentrum aller politischen Aufgaben, war der Angelpunkt ihres Engagements.
Sie legte zudem die höhere Bibliotheksprüfung ab und wurde deutsche Sprecherin am Prager Rundfunk. Nach 1939 wurde sie Leiterin der deutschen Sendungen in Bratislava (Pressburg). Hier begegnete sie ihrem Mann Rudolf Musik.
Die Wirren des Kriegsendes in der Slowakei und die Not der Vertreibung mußte Maria Musik mit ihren drei kleinen Kindern allein durchstehen. Erst 1947 fand die Familie in Kempten wieder zusammen.
Im Mai 1948 wurde die wortgewandte kluge Frau erstmals in den Kemptener Stadtrat
gewählt. Sie erwarb sich schnell ein großes Vertrauen der gesamten Bevölkerung und so wurde sie in jeder folgenden Legislaturperiode mit hohen persönlichen Stimmenanteilen wiedergewählt bis sie selbst 1972 von der politischen Bühne abtrat. Sie stand mit hoher Kompetenz ihre Frau in einer vor Ort damals eher männerdominierten Partei.
Zahllose Bürger Kemptens, nicht nur Heimatvertriebene oder Sozialdemokraten,
haben ihr zu danken. Den Menschen in Not und Bedrängnis beizustehen war ihr
oberstes Ziel. Sie wirkte im Wohnungsausschuß und Sozialhilfeausschuß. Dem einstigen "Armenhaus" an der Burgstraße galt ihre besondere Fürsorge. Mit Zähigkeit und Elan, Humor, weiblichen Charme und menschlicher Wärme setzte sie sich für eine gynäkologische Abteilung am Stadtkrankenhaus im Krankenhausausschuß ein. Auch in anderen Gremien, dem Bauaussdruß, dem Kultur- und Schulausschuß und dem Ausschuß für öffentliche Ordnung kannte man Maria Musik als sachkundiges Mitglied. Drei Oberbürgermeister mußten sich ihren konkreten, oft bohrenden Fragen stellen.
Sie war stellv. Fraktionsvorsitzende der SPD, die mit Zivilcourage, eigener Meinung, einem scharfen Verstand und einer großen Hilfsbereitschaft im Stadtrat ihren "Mann" stand. Außerdem war sie Aufsichtsratsmitglied bei der Sozialbau.
Neben ihrem starken Engagement für die Allgemeinheit kamen noch Opfern im familiären Bereich hinzu: der Tod des jüngsten Sohnes und die eigene schwere Erkrankung. Die ihr zugedachte "Goldene Residenzmedaille" konnte sie nicht mehr in Empfang nehmen.
Quellen: Stadtarchiv, Allgäuer Zeitung